10.01.2023
Autonomie bei Kindern fördern
Das kann ich schon allein! Neue Freunde, den Schulweg allein gehen, Hausaufgaben eigenständig lösen und dann noch die selbstgewählten Nachmittagsaktivitäten… Mit dem Schulstart macht Ihr Kind einen bedeutenden Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Wir von Listmann erklären Ihnen, wie Sie die Autonomie bei Kindern fördern können, was Sie Ihrem Grundschulkind zutrauen dürfen und wie Sie sein Selbstvertrauen stärken.
Selbstvertrauen stärken: Verantwortung übertragen
Wenn Sie für Ihr Kind alles vordenken, den Ranzen packen, tragen und bei jeder Gelegenheit Elterntaxi spielen, wird es Ihrem Kind schwerfallen, sich selbst zu organisieren. Je eher Sie also beginnen, Ihrem Kind Verantwortung über die eigenen Aufgaben zu übertragen, desto schneller wird Ihr Kind selbstständig.
Natürlich sollten Sie Ihrem Kind am Anfang unterstützend zur Seite stehen. Zum Beispiel, indem Sie es in den ersten Wochen auf dem Schulweg begleiten. Das gibt Sicherheit und Routine.
Außerdem wichtig: Lassen Sie das Kind seinen Ranzen immer allein tragen, selbst wenn Sie es begleiten! Haben Sie das Gefühl, dieser sei zu schwer, sprechen Sie die Lehrkraft darauf an. Oft gibt es die Möglichkeit, besonders schwere Schulbücher direkt im Klassenzimmer zu deponieren. Erinnern Sie Ihr Kind auch daran, dass es immer nur das Schulmaterial einpacken soll, das es für den Tag wirklich benötigt – auch so lernt es, immer mehr mitzudenken und sich selbst zu organisieren.
Kindliche Autonomie: Eigene Erfahrungen machen lassen
Sie sollten Ihr Kind immer wieder ermuntern etwas allein zu versuchen. Ein gutes Beispiel sind die Hausaufgaben: Natürlich wollen Sie, dass Ihr Kind alles richtig macht und als Elternteil wissen Sie es (zumindest am Anfang) ja auch wirklich besser. Doch wenn Sie immer daneben sitzen, jeden Patzer sofort korrigieren oder gar die Lösung vorsagen, wird ihr Kind dabei nichts lernen.
Interesse an den Schulaufgaben zu zeigen ist dennoch wichtig. Finden Sie daher einen guten Mittelweg. Zum Beispiel, indem Sie die Aufgaben zu Beginn der Lernzeit mit Ihrem Kind durchgehen und gemeinsam überlegen, was die beste Vorgehensweise ist. Steht Ihr Kind völlig auf dem Schlauch, dürfen Sie einen kleinen Hinweis geben. Lassen Sie Ihr Kind danach allein und selbständig die Aufgaben erledigen. Wenn Sie dabei die Zimmertür etwas aufstehen lassen, signalisieren Sie, dass Sie weiterhin erreichbar sind, um gegebenenfalls zu helfen.
Am Ende können Sie die Hausaufgaben noch einmal "kontrollieren", allerdings gemeinsam mit Ihrem Kind. Korrigieren Sie nicht! Sprechen Sie Fehler ohne zu Schimpfen an und geben Sie Tipps, wie es auf die richtige Lösung kommt. Zeigen Sie beispielsweise nicht direkt auf den Fehler, sondern sagen Sie etwas wie: "Schau mal, in dieser Zeile stimmt was nicht". Ihr Kind muss den Fehler selbst finden und verbessern. Schafft es das nicht, sollte die Lehrkraft das auch wissen und kann daraufhin die Aufgabe noch einmal besprechen und erklären. Nur so kann Ihr Kind aus seinen Fehlern lernen.
Freizeitstress vermeiden
Frühenglisch, Fußball, Klavierunterricht und dann noch der Kreativkurs? Viele Kinder haben heute schon mehr Termine im Kalender als ihre Eltern. Natürlich meinen Sie es nur gut und wollen Ihren Nachwuchs bestmöglich fördern. Doch für Kinder können die ganzen Nachmittagsaktivitäten schnell in Stress ausarten. Wenn Ihr Kind selbst nicht mehr weiß, was, wann, wo stattfindet, können Sie davon ausgehen, dass zu viel auf dem Programm steht.
So checken Sie gemeinsam die Prioritäten
- Setzen Sie sich mit Ihrem Kind zusammen und schreiben Sie eine Liste mit allen Aktivitäten. Notieren Sie auch die, die Ihr Kind eventuell in Zukunft gerne machen möchte. Außerdem gehören alle Verpflichtungen, wie Hausaufgaben, Haustier füttern oder im Haushalt helfen in diese Auflistung.
- Jetzt geht es ans Priorisieren. Dabei wird es unweigerlich zu Meinungsverschiedenheiten kommen: Was Sie für besonders wichtig halten, findet Ihr Kind vielleicht total unwichtig und umgekehrt. Doch durch die Diskussion mit Ihnen lernt Ihr Kind, dass es die Zeit nur einmal verplanen kann und deshalb nicht alles möglich ist.
- Ganz wichtig: Stopfen Sie den Terminkalender nicht zu voll! Es sollte noch reichlich Zeit zum Träumen, Faulenzen und Entdecken bleiben.
Oft fällt so schon automatisch ein ganzer Teil des Nachmittagsprogramms weg. Im Idealfall kann Ihr Kind seine "Freizeit" dann selbst organisieren und weiß zum Beispiel, dass am nächsten Nachmittag direkt nach der Schule Training ist und es die Sporttasche besser schon am Vortag packen sollte.
Unser Tipp: Stellen Sie für jede Sportaktivität eine eigene Sporttasche oder einen eigenen Sportbeutel bereit. Schulsport, Reiten oder Schwimmunterricht: Achten Sie auf die benötigte Ausstattung wie Nassfach oder Helmhalterung.
Autonomie bei Kindern: Routinen schaffen
Müssen Sie Ihr Kind ständig an Aufgaben und Termine erinnern? Das ist im Grundschulalter normal. Sie können nicht davon ausgehen, dass Ihr Kind sich schon alles merken kann. Aber Sie können es mit Routinen unterstützen.
Brotdose und Trinkflasche (wählen Sie dafür auslaufsichere Modelle) aus der Schultasche räumen, den Müll rausbringen oder die Wäsche aufhängen: Für vereinbarte Verpflichtungen im Haushalt können Sie zum Beispiel einen Haushaltsplan mit Motivationspunkten erstellen. Und in den Familienkalender tragen Sie alle anderen Termine ein. Vielleicht ordnen Sie Anfangs den verschiedenen Aktivitäten eine Farbe zu: blau für Sport, rot für den Musikunterricht und gelb Lernen für Klassenarbeiten. So erkennt Ihr Kind auf einen Blick, was ansteht.
Selbstvertrauen bei Kindern stärken: Freiraum lassen
Soziale Interaktionen müssen Sie als Eltern nicht immer moderieren. Es ist wichtig, dass Grundschülerinnen und -schüler eigenständig nach Lösungen in Konfliktsituationen suchen. Dabei lernen sie, Kompromisse einzugehen, sich zu behaupten und auch mal zurückzustecken. Auch sich spontan mit Freunden zu treffen, sich allein zu verabreden oder ohne Plan durch die Nachbarschaft zu streifen fördert die Selbständigkeit.
Geben Sie Ihrem Kind jeden Tag Möglichkeiten, eigene Entscheidungen zu treffen, selbständig zu handeln und auch mal zu scheitern. Nur wenn Ihr Kind das Leben "üben" kann, wird es wachsen, lernen und seine Persönlichkeit entwickeln. Wenn Sie bei einer Aktion Bauchschmerzen haben, stellen Sie die Idee nicht gleich grundsätzlich in Frage, sondern verhandeln Sie nach Möglichkeit klare Rahmenbedingungen, an die sich das Kind halten muss, damit es das Vorhaben umsetzen darf. Sprechen Sie zum Beispiel Uhrzeiten ab und klären Sie, was im Falle einer Abweichung (wie einer Verspätung) zu tun ist.
Nicht alles funktioniert beim ersten Anlauf! Bewahren Sie Ihr Kind nicht davor, zu scheitern. Zu lernen, mit Misserfolgen umzugehen, ist wichtig. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass negative Gefühle in Ordnung und normal sind. Wenn Ihr Kind lernt, das zu akzeptieren, kann es später einen neuen Versuch wagen. Machen Sie Ihrem Kind dabei immer klar: "Ich glaube fest an dich!". Das stärkt das Selbstvertrauen und lässt Ihr Kind über sich hinauswachsen!
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