01.11.2017

Schreibkultur ab der Reformation

Machen Sie mit uns einen kurzen Galopp durch die Geschichte: Die Entwicklung von Schreibfeder, Füllhalter, Bleistift und Farbstift lief nicht ganz stringent ab. Parallel wurden unterschiedlichste Schreibgeräte erfunden und weiterentwickelt. Wir von Listmann haben die wichtigsten Eckdaten ab der Reformation für Sie zusammengefasst!

Wir schreiben das Jahr 1517. In den Fürsten- und Herzogtümer im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen lebten die Menschen nach ganz unterschiedlichen Regeln, Sitten und Bräuchen. Eines aber war gleich: Fast keiner konnte schreiben. Lediglich 8 Prozent der männlichen und 3 Prozent der weiblichen Bevölkerung waren in der Lage, ihre Unterschrift unter ein Dokument zu setzen.

Wo die Druckereien unter Hochdruck arbeiteten

In Nürnberg jedoch sah alles ein bisschen anders aus: Hier konnten für die damalige Zeit relativ viele Menschen lesen und schreiben. Das lag an der wirtschaftlichen Bedeutung von Papier für die fränkische Stadt: Bereits 1390 entstand die erste Papiermühle in Nürnberg. Nach und nach etablierte Nürnberg sich als "Druckereihauptstadt" Deutschlands. Anton Koberger, der Patenonkel des berühmten Künstlers Albrecht Dürers, betrieb hier die größte Druckerei Europas. 1524 wurde im Egidienkloster in Nürnberg das erste Gymnasium Deutschlands gegründet.

Zur richtigen Haltung der Schreibfeder gab es sogar Zeichnungen und Anleitungen.

Federkiele und Stahlfedern

Die Erfindung der Druckerpresse ab 1450 revolutionierte die Buchproduktion vollkommen – im täglichen Hausgebrauch waren jedoch Tinte und Federkiel gebräuchlich. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Schreibgeräte datiert aus dem 17. Jahrhundert – man kann aber davon ausgehen, dass Federkiele schon lange vorher zum Schreiben verwendet wurden. Ab den 1820er Jahren wurden die traditionellen Federkiele von Stahlfedern nach und nach abgelöst. 1884 erhielt Lewis Edson Waterman das Patent für den ersten Füllfederhalter und 1949 kamen die ersten Kolbenfüller auf den Markt.

Im Bleistift steckt gar kein Blei

Parallel zu den Federkielen und Schreibfedern schrieb man auch mit Bleistiften. 1662 erhielt Friedrich STAEDTLER als erster Deutscher die Urkunde als "Bleiweißsteftmacher". Der gelernte Schreiner musste für die Produktion eine eigene Zunft gründen. Der Name "Bleistift" ist irreführend, denn eigentlich handelt sich bei dem Schreibmaterial um Graphit. Weil es bleiartige Eigenschaften hat, ist der Name aber bis heute erhalten geblieben. Der Graphit wurde damals schon in kleine Streifen geschnitten und zwischen zwei Holzbrettchen eingelegt, die verbunden wurden. Diese manuelle Fertigung kann man bis heute in der "Bleistiftwerkstatt" von STAEDTLER bewundern.

Farbstifte machen das Leben bunter

Statt Blei steckt Graphit in den Bleistiften.

Ab 1834 kam Farbe ins Spiel: In diesem Jahr erfand Johann Sebastian STAEDTLER den so genannten Röthelstift, einen Vorreiter des heutigen Farbstifts. Schnell wurden weitere Methoden gefunden, bunte Farben in Stifte zu packen und bereits zwanzig Jahre später wurde der Ölkreidestift von STAEDTLER in 48 verschiedenen Farben hergestellt. Interessant: Auf den historischen Verpackungen der Farbstifte um 1880 kann man schon Darstellungen von Kindern und Künstlern sehen. Das heißt, sie wurden bereits damals nicht nur in Schulen verwendet, sondern waren auch bei kreativen Menschen beliebt – ähnlich, wie sie heute mit dem Trend "Malbücher für Erwachsene" eine Renaissance auch bei Erwachsenen erfahren.

Harte Schale, bunter Kern: Farbstifte.